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Viele Tierschützerinnen und Tierfreunde propagieren, wie auch wir, bereits seit etlichen Jahren, dass die Anschaffung eines Tiers wohl überlegt sein sollte. Ein Tier darf kein Impulskauf sein und auch nicht die Erfüllung eines unhinterfragten Wunsches, der sich mit dem tatsächlichen Alltagsleben schwer bis gar nicht vereinbaren lässt. Aus gutem Grund gehen also alljährlich in der Weihnachtszeit Sätze wie der folgende durch die Medien: Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum. Längst wird dies nicht mehr nur von Tierschützern und Tierfreundinnen propagiert, sondern auch von offiziellen Stellen unterstützt und gefordert, wie jüngst etwa auch durch das saarländische Umweltministerium.

Für Menschen, die sich, wie wir für das Wohl und den Schutz von Tieren einsetzen und die mit Tieren ihr Leben und ihren Alltag teilen, mag es schwer nachvollziehbar sein, dass Forderungen wie diese nach wie vor mehr als begründet sind. Doch leider ist genau das der Fall. Denn Tiere werden auch heute noch verschenkt, ohne z. B. zu prüfen, ob ihre Herkunft seriös ist, in welchem Gesundheitszustand sie sich befinden und ob in ihrer zukünftigen Heimat adäquat für sie gesorgt werden kann. Um unüberlegten Anschaffungen und Impulshandlungen vor Weihnachten entgegen zu wirken, haben viele Tierheime in Deutschland bereits vor Jahren in der Vorweihnachtszeit bis in den Januar hinein Vermittlungsstopps verhängt. Und immer mehr Tierheime zogen nach, so dass es heute kaum noch möglich ist rund um Weihnachten sowie auch noch einige Zeit danach ein Tier aus einem deutschen Tierheim zu bekommen. Ausnahmen bilden Tiere, die keinesfalls allein gehalten werden sollten, wie etwa Meerschweinchen oder Kaninchen. Verstirbt ein solches Tier just in der Weihnachtszeit, braucht es rasch „Ersatz“, damit das hinterbliebene Tier nicht vereinsamt.

Die Haltung von Tierheimen und ihr Vermittlungsstopp rund um Weihnachten scheint absolut nachvollziehbar und richtig, da beides augenscheinlich dazu beiträgt, dass Tiere nicht unüberlegt zum Verschenken angeschafft werden. Und tatsächlich ist dies auch der Fall. Einerseits. Andererseits stärkt diese Haltung, wenngleich natürlich absolut ungewollt, u. U. dubiose und unseriöse Quellen. Denn auch wenn ebenfalls alljährlich davor gewarnt wird, Tiere ungeklärter oder nicht nachvollziehbarer Herkunft, ohne den Austausch echter Kontaktdaten des Anbieters und ohne Papiere zu erwerben, geschieht dies leider nach wie vor.

Aus unterschiedlichsten Gründen. Sei es der Druck, die Wünsche der Kinder oder Enkelkinder unbedingt erfüllen zu wollen oder der Glaube daran, Tiere dubioser Anbieter durch den Kauf aus dem Kofferraum retten zu können. Leider trägt man, ganz gleich, was einen antreibt, durch den Kauf eines Tieres aus fragwürdiger Quelle mit dazu bei, dass der illegale Hunde- und Welpenhandel auch heute noch ein lohnendes Geschäft ist.

Solange sich um das erworbene Tier dann fürsorglich und artgerecht gekümmert wird, ist es zumindest insofern gut, als dass dieses Tier nun wengstens  ein Zuhause gefunden hat. Gleichzeitig hält der Erwerb solcher Tiere jedoch leider die düstere und tierverachtende Maschinerie am laufen. Besonders tragisch ist es, wenn ein solches Tier verschenkt wird und auf Grund mangelnder Überlegungen im Vorfeld dann nicht adäquat versorgt werden kann und somit auch kein sicheres neues zu Hause findet. Oder eine andere nicht seltene Variante: Es gibt Menschen, die gewillt sind, sich liebevoll um das Tier zu kümmern, mit der Situation, dass das Tier u. U. jedoch stark traumatisiert, wenig zugänglich oder gar abweisend und abwehrend ist, vollkommen überfordert sind. Und so stellt sich leider in beiden Fällen dann die Frage: Wohin mit dem Tier?

Und genau hier kommen dann wieder die Tierheime ins Spiel. Doch diese haben nicht nur einen Vermittlungstopp in der Weihnachtszeit eingelegt, sondern leiden gleichzeitig unter absoluter Überbelegung und sind kommunen- und länderübergreifend durch die Bank vollkommen überlastet. Die Corona-Pandemie führte zu einem echten Run auf Haustiere, leider in vielen Fällen absolut unüberlegt. Zahlreiche frischgebackene Tierhalter und Tierhalterinnen fühlten sich mit ihren neuen tierischen Mitbewohnern schnell überfordert. Und spätestens als vom Homeoffice wieder ins reale Büro gewechselt werden sollte, war dann klar, dass für das neue Haustier irgendwie kein Platz mehr ist.

Die Tierheime sind also mehr als voll. Das unterstreicht, dass es keine gute Idee ist, ein Tier unüberlegt an Weihnachten zu verschenken, um dann festzustellen, dass es doch kein neues Zuhause gefunden hat, sondern nun ein neuer Heimplatz gefunden werden muss. Und das ist generell schwer und insbesondere bei verhaltensauffälligen und schwierigen Tieren.

Wenn ein neues Tier, dann aus dem Tierheim

Gerade weil die Tierheime so voll sind, freuen die sich über ernst gemeintes Interesse, über Menschen, die Tiere aufnehmen möchten und das nicht rund um Weihnachten, sondern vorbereitet und gezielt. Wenn Sie erwägen sich ein Tier anzuschaffen, dann bitte nicht jetzt. Nehmen Sie sich die Zeit und besuchen Tierheime im Januar oder Februar. Lernen Sie Tiere in Ruhe kennen und entscheiden dann, in Rücksprache mit ihrer Familie und den Menschen, die Ihnen im Tierheim beratend zur Seite stehen. Die wohlüberlegte und geplante Aufnahme eines Tieres aus dem Tierheim bedeutet für das Tierheim eine Entlastung und schafft Platz für ein neues hilfsbedürftiges Tier. Ein Tier, das sie überlegt aufnehmen, findet im Idealfall bei Ihnen dauerhaft ein neues Zuhause und in Ihnen verlässliche, zugewandte und kümmernde Bezugsmenschen und kann so endlich ein gutes und gesundes Leben führen. Ein Tier aufzunehmen, ist also trotz allem eine gute Idee und ein gutes Werk, wenn es überlegt und geplant und jenseits von Drucksituationen wie Weihnachten oder Geburtstagen geschieht und sie dem Tier dauerhaft und verlässlich ein Zuhause bieten möchten.

Unser Tipp für Weihnachten: Verschenken Sie Liebe, Gutes, was auch immer, aber keine Tiere! Die Anschaffung von Tieren sollte nie unüberlegt und unhinterfragt erfolgen, sondern nur mit viel Zeit, Austausch und Vorbereitung und nie ad hoc!

Wir wünschen allen Tierfreundinnen und Tierfreunden und ihren tierischen Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern von Herzen geruhsame Feiertage und ein schönes Weihnachtsfest!

Das Team von Hilfe für Tiere e. V.