Das Dröhnen der Mähdrescher – für Spaziergänger in landwirtschaftlich genutzten Gegenden ein vertrauter Klang, für viele Tiere eine unbekannte, lebensbedrohliche Gefahr.
Jährlich fallen unzählige Feldhasen, Igel, Fasane, Rehe und andere Wildtiere den mitunter gigantischen Maschinen zum Opfer. Da die Grasernte immer früher erfolgt, trifft es vor allem auch Jungtiere. Während der erste Schnitt vor einigen Jahren nicht vor Juli erfolgte, bleibt heute kaum mehr eine Wiese bis Ende Mai stehen. Bodenbrüter, wie Rehkitze und Hasen, sind dann noch nicht flügge. Sie verharren nahezu bewegungslos im hohen Gras und sind den Maschinen schutzlos ausgeliefert.
Schätzungen nach finden an die 100 000 junge Rehe pro Jahr auf diese Weise den Tod, wie viele Hasen, Vögel und weitere Wildtiere es trifft, ist unbekannt. Klar ist, dass sich die Problematik im Zuge der Ausweitung landwirtschaftlich genutzter Flächen Jahr für Jahr verschärft.
Was die Jungtiere vor ihren natürlichen Feinden schützt, wird ihnen bei der Ernte zum Verhängnis: Sie sind im hohen Gras kaum auszumachen. Tierschützer, Jäger und Landwirte arbeiten seit Jahrzehnten daran, Wege zu finden, das Wild vor den Maschinen zu schützen. Eine absolut sichere Methode konnte jedoch noch nicht ermittelt werden. Insofern raten Experten auf unterschiedlichste Vorkehrungen zugleich zu setzen. Im Feld aufgestellte Pfähle mit Plastiktüten etwa sollen das Wild alarmieren. Durch das Mähen von Innen nach Außen fühlen sich die Tiere weniger bedrängt und es verbleiben Fluchtwege.
Jungtieren, die noch nicht flügge sind, bringen diese Vorkehrungen jedoch nichts. Hier soll der sogenannte Wildretter Abhilfe schaffen. Dieser gibt akustische und optische Signale, die im Idealfall bewirken, dass die Ricken ihre Junge vom unsicheren Feld schaffen. Eine Maßnahme, die jedoch nur wirkt, wenn sie ein bis zwei Tage vor der Ernte installiert wird und der Weg aus dem Feld, den die noch schwachen Jungtiere zurücklegen müssen, nicht zu weit ist. Alternativ und zusätzlich durchqueren mancherorts Tierschützer und verantwortungsbewusste Landwirte systematisch die Wiesen und tragen Rehkitze und andere Jungtiere – ohne direkte Berührung – aus der Gefahrenzone. Eine zeitintensive Methode, für die es freiwillige, fachkundige Unterstützer braucht.