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Wir kaufen Bio-Milch oder Bio-Käse, denken dabei an freilaufende, glückliche Kühe auf der Weide und glauben, besser zu handeln, als beim Griff zur x-beliebigen Discounter-Milch oder zum Billig-Käse. Aber ist das die Wahrheit?

Zunächst die gute Nachricht: Produkte mit Bio-Label zu kaufen, ist nicht verkehrt. Ganz gleich nach welchen Richtlinien die Bauern ihre Produkte erstellen. Bio-Standards sind in der Regel tierfreundlicher und umweltschonender, als es bei konventionellen Produkten der Fall ist. Doch bedeutet besser leider nicht gleich gut.

Eines der bekanntesten und am meisten verbreiteten Biolabel ist das EU-Bio-Sigel. Nur wenn die Produkte zu 95 Prozent den folgenden Kriterien entsprechen, dürfen sie sich „bio“ nennen:

  • Verzicht auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel
  • höchstzulässige Anzahl von Tieren pro Hektar
  • artgerechte Haltungsform
  • biologische Futtermittel
  • Verbot von Antibiotika zu anderen als medizinischen Zwecken
  • Verbot von Gentechnik
  • „nur“ 49 erlaubte Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln (bei konventionellen Produkten sind es 316)

Das klingt zunächst gut. Problematisch ist u. a. jedoch, dass insbesondere der Begriff „artgerechte Haltung“ nicht eindeutig spezifiziert ist. Dieses Label schadet nicht, einen Garant für artgerechte Haltung bietet es damit aber mit Nichten.

Gibt es sie nun die glücklichen Kühe auf satten Weiden oder ist das alles Augenwischerei?

Es gibt Anbieter bzw. Anbauverbände, denen das EU-Bio-Siegel nicht weit genug geht, die beschlossen haben, sich selbst deutlich strengere Richtlinien aufzuerlegen, dem Schutz von Umwelt und Tierwohl zu liebe. Und das ist gut so! Doch auch bei diesen sind Weidegänge leider kein Muss, geschweige denn ein Weidedasein. Anbinde-Haltung ist auch bei den großen Bio-Betrieben nach wie vor an der Tagesordnung, selbst bei den „besseren“.

Weidende Kühen sind eine Ausnahmeerscheinung, ein Werbeversprechen, ein Relikt, ein Bild im Kopf aus vergangenen Tagen. Biokühe haben ein wenig mehr Platz und noch das ein oder andere Privileg gemessen an ihren konventionell gehaltenen Artgenossen. Von gut ist man auch hier jedoch meist noch weit entfernt. Denn gut fürs Tier und Massentierhaltung bzw. Massenproduktion schließen sich nach wie vor gegenseitig aus.

Natürlich gibt es auch positive Ausnahmen, insbesondere bei kleineren Betrieben. Deren Produkte beim Griff ins Supermarktregal zu erwischen, ist jedoch höchst unwahrscheinlich.

Was bleibt: Bio ist besser als konventionell, wenn es um das Tierwohl und um Nachhaltigkeit geht. Weidemilch von glücklichen Kühen findet man im Supermarktregal jedoch kaum, auch wenn die Verpackung anderes suggeriert. Dennoch ist der Griff zu Bio-Produkten im Supermarkt ein guter Schritt. Das Überdenken des eigenen Konsumverhaltens insgesamt wäre ein guter und notwendiger weiterer Schritt, wenn man an Tierwohl und Nachhaltigkeit interessiert ist.