Ein jüngst veröffentlichter UN-Bericht zum Zustand der globalen Artenvielfalt zeichnet ein dramatisches Bild. Eine Millionen der geschätzten acht Millionen Pflanzen- und Tierarten sind akut vom Aussterben bedroht. Der massive Artenschwund ist nicht allein ein Umweltthema, das Artensterben gefährdet das gesamte Ökosystem und damit die Lebensgrundlage des Menschen. Der globale Artenschwund zeigt sich auch in NRW.
So sind laut NABU in NRW etwa 43 Prozent der Laufkäferarten, 52 Prozent der Wildbienen und Wespen, 55 Prozent der Schmetterlinge, 48 Prozent der Heuschrecken und 45 Prozent der Libellen bereits ausgestorben oder akut vom Aussterben bedroht. Eine Entwicklung, die eine Gefährdung oder gar Ausrottungen weiterer Tierarten nach sich zieht. Einige Vogelarten, wie die Feldlerche, die Schafstelze, der Feldsperling, der Kiebitz oder das Rebhuhn gelten in weiten Teilen des Landes bereits als ausgestorben, in anderen Teilen als stark gefährdet.
Die Liste der aktuell bedrohten Tierarten in NRW ist lang und beschränkt sich nicht nur auf Insekten und Vögel. Bedrohlich geschrumpft ist etwa auch die Feldhasen-Population. Für den Artenschwund hautursächlich gelten die weitflächigen Monokulturen und Industriegrasflächen, die für Tiere absolut lebensfeindlich sind, sowie die Flächenzerschneidung, durch Agrawirtschaft, Siedlungs- und Straßenbau. Weite zusammenhängende, also unzerschnittene und verkehrsarme Gebiete gibt es in NRW nur noch wenige, lediglich im Sauerland, der Eifel, dem Teutoburgerwald und im Rothaargebirge lassen sich solche Orte noch finden. Vor allem für größere Wildtiere wie Wildkatzen, Hirsche oder Marder sind zusammenhängende, große Naturräume unverzichtbar. Feldhasen sind da genügsamer, ihre bevorzugten Rückzugs- und Aufzuchtsorte sind Ackerrandstreifen, Feldraine oder Brachen. Doch auch die gibt es kaum noch.
Nicht nur an Land sind zahlreiche Tierarten einem chancenlosen Kampf um das Überleben ihrer Spezies ausgesetzt, auch in NRWs Gewässern. Laut BUND ist zwar die Wasserqualität in den vergangenen Jahren vielerorts gestiegen, dennoch verfügt über 90 Prozent der Flüsse und Seen über kein intaktes Ökosystem. Über 60 Prozent der Gewässer in NRW sind in der Struktur massiv durch den Menschen manipuliert oder vollends künstlich angelegt und stellen somit für viele Tiere keine probaten Lebensraum dar.
Angesichts der alarmierenden Zahlen und akuten Gefahr eines massenhaften Artensterbens appellieren Tier-und Naturschützer und Wissenschaftler an die Politik und fordern ein Umdenken in der Umwelt- und Agrapolitik sowie in der Wirtschaft und mehr Nachhaltigkeit. Auf eine Kehrtwende kann man hoffen und einfach abwarten. Eine Alternative ist selbst tätig zu werden. Engagement im eigenen Umfeld wird global das Ruder nicht herumreißen können, gleichzeitig ist jede sich selbst überlassene Wildblumenwiese und jeder liegen gelassene Totholzstapel ein wertvoller und wichtiger Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt.