Notrufnummer: 0180 - 500 9688* info@h-f-t.com

Seit nunmehr sechs Wochen ist das gesellschaftliche Leben in Deutschland herunter gefahren und wird dies vorerst in weiten Teilen wohl auch bleiben. Trotz einiger Lockerungen sind die Straßen nach wie vor ungewohnt leer, gleiches gilt für den Luftraum. Staus, eigentlich ein verlässliches alltägliches Ärgernis, sind derzeit eine absolute Seltenheit. Der Luft und unserer Umwelt insgesamt tun die Corona bedingten Einschränkungen gut.

Tiere übernehmen coronaleere Bezirke

Während viele Menschen unter der aktuellen Situation leiden, sei es persönlich und auf sozialer Ebene oder wirtschaftlich, stellt unser Rückzug für wilde Tiere regelrecht eine Einladung dar, in Städten und Wohngegenden auf Entdeckungstour zu gehen. Dass Tiere zunehmend städtischen Raum für sich erobern, ist kein neues Phänomen, doch noch nie waren sie dabei so ungestört wie in den vergangenen Wochen. Berlin galt auch schon vor Ausbruch der Pandemie als Wildtierhaupstadt. Vor allem die Nachtigall fühlt sich dort schon seit einiger Zeit sehr wohl und zwar nur dort, was recht kurios ist. Ebenfalls schon länger ansässig in Berlin sind Wildschweine. Kassel hingegen sorgt seit einigen Jahren regelmäßig mit den Eskapaden der sich dort breitmachenden Waschbären für Schlagzeilen.

Neben der weiteren Ausbreitung bereits ansässiger Wildtierpopulationen werden nun zunehmend wilde Tiere auf Expedition in für sie ganz neuen Gefilden gesichtet. So hat sich in Frankfurt etwa die Nilgans niedergelassen, die eigentlich, wie ihr Name vermuten lässt, auf dem afrikanischen Kontinent beheimatet ist.

Während sich hierzulande vor allem Füchse, Wildschweine, Waschbären und Greifvögel, wie Bussard oder Habicht weiter in die Zentren wagen, bummeln in Santiago de Chile Pumas in den Einkaufsstraßen. Und in der japanischen Stadt Nara ziehen Horden von Hirschen und Rehen durch die Innenstadt auf der Suche nach Futter.

Tiere können sich erstaunlich schnell an neue Gegebenheiten anpassen und neue Lebensräume für sich entdecken. Allerdings geschieht dies in der Regel nur, wenn der Druck entsprechend groß ist. Unser eingeschränktes soziales Leben entzieht zahlreichen Tieren die Ernährungsgrundlage. Spatzen, Krähen, Möwen und auch Füchse ernähren sich beispielsweise ausgesprochen gerne von heruntergefallenen Essensresten. Seit wir alle angehalten sind, zu Hause zu bleiben, fallen an den gewohnten gastronomischen Hotspots Krümel und Co. jedoch kaum mehr an. Es ist also nicht nur oder so sehr die Ruhe, die die Tiere zu City-Ausflügen treibt, sondern auch und vor allem ein Mangel an Nahrung.

Die aktuelle ruhig anmutende Situation – weniger Verkehr auf den Straßen und in der Luft, kein Tourismus, keine Massenveranstaltungen oder Versammlungen – all das ist für Tiere einerseits wohltuend. So muss die Nachtigall in Berlin z. B. nicht mehr ganz so laut gegen den Verkehr ansingen. Zudem bieten Ruhe und Leere die Möglichkeit, vermeintlich neue Lebensräume zu erkundigen und unter Umständen auch gleich auszuprobieren. Gleichzeitig bedeutet unser Rückzug für viele Tiere jedoch einen Nahrungsengpass. Zudem ist unklar wie lange die neue Ruhe noch währt und wie es dann weitergeht. In jedem Fall ist es spannend das gegenwärtige Leben und Treiben der Tierwelt vor der eigenen Tür zu beobachten. Forschern und Wissenschaftlern ermöglicht das derzeitige Verhalten freilebender Tiere, ob in der Stadt oder auf dem Land, wichtige Einsichten in ihre jeweilige die Bedürfnislage und Anpassungsfähigkeit.