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Das Tiere uns ähnlicher sind, als manch einer wahrhaben mag, ist nicht neu. Zahlreiche Forschungen, die sich dem Verhalten und Sozialleben von Tieren widmen, zeigen, dass auch Tiere über ein großes Repertoire an Gefühlen und auch „moralischen“ Verhaltensweisen verfügen. Mitgefühl, Gerechtigkeitssinn, Vergebung, Treue, Trost, Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit – das alles gibt es also auch in der Tierwelt. Und dies nicht nur bei uns nahestehenden Primaten.

Der Forstwirt und Autor Peter Wohlleben hat in seinem Werk „Das Seelenleben der Tiere“ Forschungsergebnisse und Beobachtungen zusammengetragen, die sich auf Tiere beziehen, die uns im Alltag deutlich näher sind als exotische Menschenaffenpopulationen. Die Schlüsse, die er zieht sind jedoch ganz ähnlich. Auch Schweine, Raben, Hähne, Elstern, Hunde, Mäuse – um nur einige zu nennen – haben Gefühle, Emotionen und legen vermeintlich moralische oder auch unmoralische Verhaltensweisen an den Tag, die den unsrigen sehr ähneln.

Wohlleben bezieht sich damit auf Haustiere und Tiere der Region, die bislang wenig im Fokus von Verhaltensforschern standen. Gründe für das rar gesäte Interesse der Wissenschaft: ihre Nähe zum und Abhängigkeit vom Menschen. Ein Missverständnis, so Wohlleben. Denn hier wird nur in eine Richtung gedacht, nämlich dass das Verhalten der Tiere durch den Menschen beeinflusst ist, nicht jedoch, dass es sich auch umgekehrt verhält. Ein Einwand der berechtigt scheint. Denn wer wickelt nun wen um den Finger, wenn ein Hund dank herzerwärmendem Blick ein Leckerli erhält?

Wohlleben bietet eine Menge Anekdoten, die seine These unterstreichen. Wie etwa die vom Elstermännchen, das zwischen moralisch, das ziemt sich nicht und heimlich unterscheiden kann. Elstermännchen sind treusorgende Partner. Bis das Weibchen außer Sicht- und Hörweite ist, dann werden andere Weibchen angebalzt – aber nur dann.

Auch Kohlmeisen sind Strategen. Wenn eine Kohlmeise etwas Leckeres findet, das sie nicht teilen möchte, stößt sie einen Warnruf aus, der ihre Artgenossen in die Flucht schlägt, so bleiben sie und ihr Fund unentdeckt. Der Ruf des Hahnes bedeutet für Hennen einen Futterfund, Hähne stoßen ihn jedoch auch aus, wenn sie paarungswillig sind. Statt einer Mahlzeit finden die Hennen dann jedoch nur den Hahn. Auch Tiere können also vortäuschen und lügen bis sich die Balken biegen, doch ohne rot zu werden. Dies unterscheidet uns dann offenbar doch, zumindest von einigen Tiere: das schlechte Gewissen.

Doch natürlich gibt es nicht nur auch Lug- und Trug in der Tierwelt, sondern auch jede Menge Empathie, Hilfsbereitschaft oder auch echte Trauer. So berichtet Wohlleben etwa von Mäusen, denen der Anblick von leidenden Artgenossen selbst sichtbar Schmerzen bereitet oder einer Hirschkuh, die in Trauer Stunden in der Nähe ihres verstorbenen Nachwuchses verharrt.

Ob der Eifeler Forstwirt nun streng wissenschaftliche Beweise liefert oder nicht: Er will ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Tier und Mensch mehr Gemeinsamkeiten haben, als uns als Tierbesitzer oder Verzehrer und Verwerter unter Umständen präsent und lieb ist. Einen wertvollen Gedankenanstoß bieten seine Thesen in jedem Fall.